Integration & Bildung
Interview mit Dominik Strobel
Vertrauen und Zusammenarbeit als Schlüssel zur Integration
Michèle Bash
Leiterin NPO-Marketing


“Herausforderungen fördern Kreativität. Daraus entstehen oft innovative Ansätze.” - Dominik Strobel
Dominik Strobel ist stellvertretender CEO und Leiter des Geschäftsbereichs Arbeitsintegration der Stiftung Battenberg. Im Interview blickt er auf wegweisende Entwicklungen im Jahr 2024 zurück und zeigt, worauf es ankommt, damit Integration gelingt und Menschen den Weg (zurück) in den Arbeitsmarkt finden.
Lieber Dominik, wir blicken auf ein bewegtes Jahr zurück. Als Allererstes: Was waren 2024 die prägendsten Ereignisse und Entwicklungen im Geschäftsbereich Arbeitsintegration?
Im Jahr 2024 konnten wir bedeutende Fortschritte erzielen, die unsere Dienstleistungen weiter professionalisiert und die Integrationsquote erheblich verbessert haben.
Eines der Highlights war sicher, dass wir zahlreiche Unternehmen mit dem neu eingeführten Corporate Social Responsibility Zertifikat (CSR) für ihr herausragendes soziales Engagement ehren durften. Die positive Resonanz aus den Gesprächen hat uns gezeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.
Zudem haben wir letztes Jahr unser internes Schulungsangebot gezielt weiterentwickelt, etwa mit Trainings zur Leistungseinschätzung, die eine präzisere und objektivere Beurteilung der Programmteilnehmenden ermöglichen. Solche Schulungen sollen nicht nur die Arbeitsqualität steigern, sondern auch den Mitarbeitenden helfen, im Arbeitsalltag wirkungsvoller zu agieren.
2024 haben zahlreiche Lehrabgänger:innen und Programmteilnehmende den (Wieder-)Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt geschafft. Viele von ihnen haben durch ihre Zeit bei der Stiftung Battenberg nicht nur einen Beruf, sondern sogar ihre «Berufung» gefunden. Was macht diese Entwicklung möglich?
Besonders wichtig ist es, im Prozess eine gewisse Flexibilität zu haben und vor allem Perspektiven aufzuzeigen. Hier spielen insbesondere die Integrationsfachpersonen eine wichtige Rolle. Sie sind mehr als nur Berater. Sie sind Vertrauenspersonen, die die ihnen anvertrauten Personen unterstützen und stärken. Sie zeigen ihnen neue Perspektiven auf und helfen ihnen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten. Diese Unterstützung ist entscheidend, damit die Programmteilnehmenden ihren persönlichen Weg einschlagen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.
Was sind hier die grössten Herausforderungen in diesem Prozess?
Die grösste Herausforderung besteht darin, die mit dem Auftraggeber und den Programmteilnehmenden definierten Ziele konsequent zu verfolgen und gleichzeitig die nötige Unterstützung in der Praxis zu gewährleisten. Dafür ist ein enger Austausch entscheidend – insbesondere zwischen den Integrationsfachpersonen und den beruflich agogischen Fachpersonen in den Berufsateliers, die die Teilnehmenden gezielt in ihrer Entwicklung begleiten und fördern.
“Herausforderungen fördern Kreativität. Daraus entstehen oft innovative Ansätze.”
Was denkst du, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration?
Ich denke der grösste Erfolgsfaktor ist eine ganzheitliche Herangehensweise und somit eben auch eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Also nicht nur intern zwischen den Fach- und Bezugspersonen, sondern auch mit den Mitarbeitenden der zuweisenden Stellen, den Angehörigen und natürlich den Betroffenen selbst. Integration ist keine Einzelaufgabe – jede:r Beteiligte leistet einen unverzichtbaren Beitrag und nur zusammen können die gesteckten Ziele erreicht werden.
Eine erfolgreiche berufliche Integration bedeutet letztendlich, dass unsere Programmteilnehmenden nicht nur eine Stelle antreten können, sondern auch eine langfristige Lösung für sich und innerhalb des Arbeitsmarkts gefunden haben. Wie kann sichergestellt werden, dass die Integration nachhaltig ist?
Von Seiten Programmteilnehmenden erfordert eine erfolgreiche und damit nachhaltige berufliche Integration vor allem Einsatz, Motivation und den Willen zur Weiterentwicklung. Beim Arbeitgeber sind vorwiegend Sensibilisierung und Verständnis gefragt. Beides können wir natürlich nur bedingt beeinflussen. Aber durch gezielte Begleitung und Coachings der Programmteilnehmenden und Beratung der Arbeitgeber schaffen wir unterstützende Rahmenbedingungen. Wir arbeiten mit den Unternehmen eng zusammen, bieten praxisnahe Trainings und fördern eine offene Kommunikation, um Vorurteile abzubauen und Verständnis für die Herausforderungen der Teilnehmenden zu entwickeln. Auf diese Weise helfen wir, den Integrationsprozess langfristig zu stabilisieren.
Gibt es etwas, das wir anders machen? Worin unterscheidet sich die Stiftung Battenberg von anderen Organisationen?
Wir sind sehr flexibel. Nicht nur aufgrund unseres breiten Angebots, sondern auch wenn es darum geht, individuelle Lösungen für die unterschiedlichsten Ausgangslagen zu finden. Menschen mit besonderen Bedürfnissen müssen sich jeden Tag alltäglichen Herausforderungen stellen. Dies ist nicht zwingend ein Hindernis, denn diese Herausforderungen fördern auch ihre Kreativität. Diese Kreativität wird von unseren Fachpersonen genutzt, um innovative Ansätze und Lösungen zu entwickeln, die den Programmteilnehmenden helfen, sich weiterzuentwickeln. Im engen Austausch der Fachpersonen wie die Integrationsfachperson und die beruflich agogische Fachperson wir unter Einbezug der Programmteilnehmenden und allenfalls den zuweisenden Stellen oder externen Fachpersonen nach Lösungsansätzen gesucht, auch wenn sie zum Teil unkonventionell sind, aber genau das macht es so effektiv. Und das schätzen auch unsere Programmteilnehmenden.
“Integration ist keine Einzelaufgabe – jeder Beteiligte leistet einen unverzichtbaren Beitrag und nur zusammen können die gesteckten Ziele erreicht werden.”
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Herausforderungen und Chancen in der Arbeitsintegration siehst du für die kommenden Jahre?
Mit der Automatisierung und dem Einsatz von KI werden viele repetitive Aufgaben wegfallen. Gleichzeitig entstehen neue Berufsbilder, die heute noch schwer fassbar sind. Für uns als Stiftung heisst das: Wir müssen uns laufend an die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarkts anpassen und sicherstellen, dass wir die «richtigen» und «zukunftsweisenden» Berufe im Angebot haben.
Entscheidend ist daher, dass wir zukünftige Herausforderungen und Chancen frühzeitig erkennen und flexibel darauf reagieren können. Ein wichtiger Punkt ist hier beispielsweise die kontinuierliche Weiterbildung unserer Mitarbeitenden, damit neue Fähigkeiten erworben und mit den technologischen Veränderungen Schritt gehalten werden kann. Das ist anspruchsvoll, aber nötig, damit wir unseren Integrationsauftrag weiterhin bestmöglich erfüllen können.
Neben diesen längerfristigen Entwicklungen: Welche Ziele und Erwartungen hast du persönlich für das nächste Jahr?
Ich hoffe, dass wir den «Drive» aus dem Alltag auch in den Strategieprozess mitnehmen können. Und dass wir 2025 einen guten Ausgleich finden – zwischen Weiterentwicklung und dem Pflegen von Bewährtem. Ein positives, vertrauensvolles Arbeitsklima, das trägt und in welchem Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden, soll uns dabei weiterhin begleiten.